Lernen 2.0: Wie Bewegung die Konzentration und die Lernfähigkeit fördert – auch beim Distance Learning

Gesundheitliche Probleme fangen oft im Kindesalter an - oder aber können bereits im Kindesalter verhindert werden! Oft sieht man übergewichtige oder unmotivierte Kinder, die Konzentration in der Klasse lässt schnell nach. Was wäre also naheliegender, als die mangelnde Bewegung und die fehlende Konzentration miteinander zu verbinden? Es gibt eine Lösung, die beide Probleme in einem bewältigt.

 

Die Grundidee zum Sport im Unterricht stammt vom österreichischen Sportwissenschaftler Martin Jorde, der 2007 erste Projekte zu ergonomischen Klassen in Wien umsetzte. Die erste deutsche Schule folgte 2016 mit einem Gymnasium in Aschaffenburg. Darüber hinaus haben wir eine Studie mit der Jungen- und Mädchenrealschule Sankt Bernhardt in Bad Mergentheim durchgeführt. Kinder und Jugendliche sollen durch die konstante Bewegung auf Ergometern und Laufbändern ihren Stress reduzieren und ihre Konzentration verbessern. Viele Schüler neigen dazu, sich anders abzulenken, sobald die Konzentration schwindet. Kippeln, reden, mit Stiften auf die Tische klopfen – all das sind typische Anzeichen. Die Sportgeräte können das verhindern und zudem das Sozialverhalten stärken: Die Schüler müssen sich mit den Mitschülern auseinandersetzen und sind sinnvoll beschäftigt, während sie lernen. Die Gefahr der Ablenkung lässt nach und das Lernen fällt leichter.

 

 

Sport verbindet Menschen – und Schulfächer

Neben der steigenden Sozialkompetenz und einer besseren Konzentration lässt sich auch der Unterrichtsstoff an sich in einem bewegten Unterricht unterbringen: Welche Lebensmittel sind nach einer Sporteinheit geeignet, damit der Körper bestmöglich versorgt wird? Beispielsweise im Biologieunterricht kann dies als Diskussionsgrundlage dienen. Auch kann man sich am „lebenden Objekt“ anschauen, was durch den Sport mit dem Körper passiert. Der Kilojoule-Verbrauch kann wiederum in der Mathematik berechnet werden.

Für die Integration von behinderten oder übergewichtigen Schülern eignen sich die Sportgeräte ebenfalls: Alle Kinder können mitmachen, niemand ist besser oder schlechter. Das steigert das Zugehörigkeitsgefühl und spielend wird etwas für die Gesundheit getan.

 

Gehen fördert das Denken: Diese Erkenntnis ist nicht neu

Schon Aristoteles und Sokrates wussten um die positive Auswirkung von regelmäßiger Bewegung auf das Denken und wanderten mit ihren Philosophieschülern umher, während sie den Unterricht abhielten. Auch der berühmte Dichter Goethe schuf viele seiner bedeutenden Werke, während er auf und ab ging. Neuropsychologe Michael Niedeggen erklärt die positiven Effekte wie folgt: Vor allem regelmäßige, nicht allzu anstrengende Übungen wie langsames Gehen oder Radeln stärken die Verbindungen zwischen den Nerven im Gehirn und hemmen die Rückbildung des Hippocampus: Diese Struktur im Gehirn sorgt für die Bildung von Gedächtnis. Im fortschreitenden Alter wird diese Struktur immer kleiner, die regelmäßigen Übungen scheinen diesen Prozess zu verlangsamen.

Wissenschaftliche Studien haben die positive Auswirkung der Bewegung auf die Konzentration und Aufmerksamkeit bestätigt. Die WHO empfiehlt pro Woche 2 Stunden Ausdauersport und eine halbe Stunde Krafttraining, Gesundheitswissenschaftler wie Burckard Gusy bestätigen dabei, dass es vor allem der häufige Bewegungswechsel ist, der dem Körper hilft. Stundenlanges Sitzen schränkt den Körper zu sehr ein, als dass es eine Stunde Sport danach wieder ausgleichen könnte.

 

Der Problematik einen Schritt voraus sein – Unis machen den Test

Höhenverstellbare Schreibtische, Fahrräder oder Yogamatten gehören in Skandinavien längst zur Grundausstattung vieler wissenschaftlicher Bibliotheken. Die positiven Effekte werden auch hierzulande immer wieder getestet. So hat beispielsweise Sportwissenschaftlerin Susanne Tittlbach das Projekt „Smart Moving“ an der Uni Bayreuth ins Leben gerufen. Studenten haben hier in der Bibliothek unter anderem die Möglichkeit, ein Laufband zu benutzen. Dieses ist sogar so geräuscharm und laufruhig, dass es die anderen Mitstudenten in der Bibliothek nicht stört. Jüngst folgte die TU Ilmenau dem Beispiel und einige weitere Bildungseinrichtungen interessieren sich für das Thema.

Eine regelmäßige Bewegung beim Lernen und Arbeiten fördert zudem die Vorbeugung von Rückenbeschwerden und regt die Durchblutung im Körper an. Überhaupt wird in immer mehr Krankheitsstudien deutlich, dass das ständige Sitzen mittlerweile als Risikofaktor für Krankheiten gilt, oft wird es sogar als „Sitzen ist das neue Rauchen“ deklariert. Auf Dauer gesehen schadet es dem gesamten Körper und der allgemeinen Leistungsfähigkeit, wenn man sich nicht regelmäßig während der Arbeit oder dem Lernen bewegt.

 

Gönnen wir also nicht nur den Erwachsenen ein Mehr an Bewegung - sondern vor allem auch den Kleinsten. Für die Schulen suchen wir noch Werbeträger, die die Ausstattung von Aktivmöbeln im Unterricht fördern möchten. Doch zuhause im HomeOffice und Distance Learning können die Eltern selbst entscheiden, ob ihre Liebsten am Küchentisch oder doch lieber am coolen Bike, Laufband oder zumindest Sitzball ihrem Bewegungsdrang befriedigen. Hierzu braucht es sich endlich mal nicht bei der Politik zu beschweren, denn für zu Hause sind mal noch die Eltern zuständig, nicht wahr?

 

https://www.mein-gesundes-buero.de/kinderm%C3%B6bel/schulen-in-bewegung/

 

 

 

 

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